< HSG: Wirtschaft studieren in St. Gallen
15.10.2020 11:24 Alter: 3 yrs
Kategorie: Biologie und Umweltkunde, Exkursionen, Umwelt

Forst und Fischerei am BORG Egg


In den vergangenen zwei Wochen gingen für die Wald-Wahlpflichtfächer am BORG Egg die ersten Einheiten im Gelände über die Bühne. Am Mittwoch, den 14. Oktober begrüßte Waldaufseher Rafael Fetz die Gruppe „Fortgeschrittene“ gleich um 08:15 Uhr zu Schulbeginn. An diesem nebligen und ziemlich frischen Morgen bewegte sich die Gruppe der 7. Klässler Richtung Junkerau. Dort wurden die Themen der letztjährigen Lehrausgänge kurz wiederholt, anschließend ging Rafael an konkreten Beispielen auf das Wachstum der heimischen Bäume und auch die hemmenden Faktoren dafür ein.

Corona-bedingt mussten die im vergangenen Jahr vorgesehenen Arbeiten für das KLAR-Projekt (KLimawandelAnpassungsRegion Vorderwald-Egg) „Lernort“ in Pfarrers Wald verschoben werden. In diesem Bereich soll für die SchülerInnen des Gymnasiums ein Übungsgebiet und Experimentierfeld entstehen, bei dem unterschiedlichste Baumarten angepflanzt und deren Entwicklung in Hinblick auf die steigenden Temperaturen beobachtet werden. Neben der an Trockenphasen leidenden Fichte sollen auch trockenresistentere Arten wie z.B. Eiche oder Walnuss gepflanzt und deren Wachstum erfasst und dokumentiert werden. Die Ideen wurden in der Zwischenzeit weiterentwickelt und nun wurden die ersten Vorarbeiten dazu getroffen. Nun legte die Gruppe mit Rafael den genauen Standort, eine alte Holznutzung, fest und befreite diesen gleich in mühsamer Arbeit vom Brombeergestrüpp.

Einige Tage früher, am Freitag, den 9. Oktober führte die neue Gruppe der 6. Klassen in diesem Gebiet eine ähnliche Tätigkeit durch. Bewaffnet mit Klappsägen, Baumscheren und Sicheln wurden die schon überwucherten Weißtannen freigestellt. Bevor diese Arbeiten durchgeführt wurden, gab es von Rafael eine allgemeine Information über die heimischen Wälder, die Artenvielfalt und die Bedeutung der Waldfunktionen, u.a. die Lebensraum-Funktion. Dass der Wald auch wesentlichen Einfluss auf die Bregenzerach als Lebensraum hat, erfuhren die zehn GymnasiastInnen mit ihrem Lehrer kurze Zeit später: Die Gruppe traf auf Mag. Nikolaus Schotzko, Leiter des Landesfischereizentrums Vorarlberg, und Mitglieder des Fischereivereins Bregenzerwald mit Obmann Alfred Mair.

Diese führten im Rahmen der Gewässerzustandsüberwachung eine Fischbestandsaufnahme durch. Mag. Schotzko gab dann der Gruppe ein Kurzreferat über Arbeitsweise, Fischbestand und Zustand der Bregenzerach: Mit Elektrofischereigeräten wurden die Fische einer Probestrecke gefangen, betäubt, nach Art bestimmt und vermessen und danach wieder zurückgesetzt. Die Fischbesiedlung dient als Indikator für den ökologischen Zustand der Gewässer, Mag. Schotzko erklärte, dass hier der ökologische Zustand unbefriedigend bzw. schlecht (Klasse 5 von 5) sei! Vor fünf Jahren war die Bachforelle mit über 90 % der Biomasse die vorherrschende Art, nun aber wurden nur noch zwei Forellen in diesem Testabschnitt gefangen.

Der Fischbestand allgemein hat sich in den letzten Jahren sehr negativ entwickelt: 2015 kamen neben den Bachforellen (625 Individuen/ha) auch Bachschmerlen (325 Individuen/ha) vor, die Koppe wurde als selbsterhaltender Bestand (96 Individuen/ha) mit gutem Populationsaufbau angetroffen, die Barbe ausschließlich in Form einsömmriger Individuen nachgewiesen und nur wenige Strömer. Nun wurden am vergangenen Freitag wie erwähnt nur mehr zwei Forellen gefangen, der Strömer dominiert mit Abstand den Bestand und auch die Barbe kommt vor - Arten, die eigentlich weiter flussabwärts angesiedelt sein sollten und an höhere Temperaturen angepasst sind, als die Forelle.

Mag. Schotzko erklärte den SchülerInnen auch die Ursachen dieses doch erschreckenden Ergebnisses: Unter anderem sind die veränderten Temperaturen, die Restwassersituation (Ausleitungen Bezau und Bersbuch), die zunehmende Freizeitnutzung, die Fragmentierung (Wehre be- und verhindern das Wanderverhalten der Fische), die Belastung mit Feststoffen aus der Speicherbewirtschaftung, die zunehmende Anzahl an Prädatoren (z.B. Graureiher und Gänsesäger) maßgebliche Belastungen für dieses Gewässer.

Nach drei sehr abwechslungsreichen Stunden konnten die BORG-SchülerInnen dann etwas verspätet ins Wochenende starten. (Thomas Rüscher, Lehrer des Wahlpflichtfaches "Wald")