< Feierlicher Abschied der MaturantInnen: Valet als Ausdruck von Gemeinschaft, Dankbarkeit und Aufbruch
10.07.2025 10:54 Alter: 2 days
Kategorie: Ehemalige

Maturajahrgang 1975 – vor 50 Jahren glaubten wir uns „undorm Da“ (Maturazeitschrift)


September 1971: 7 Mädchen + 23 Jungs beäugten sich in der damaligen Hauptschule Egg in einem Seitentrakt, der als Gymnasium geführten Schule. Im Wissen, nun zur geistigen Elite des Bregenzerwaldes zu gehören, waren wir bemüht, all den hohen Herausforderungen gerecht zu werden. Ausruf unserer Klassenvorständin Prof. Pia Capra: “Was für eine Klasse!“

September 1972: 2 Mädchen weniger, 2 Jungs mehr, dafür eine neue Klassenvorständin: Prof. Ulrike Reiber (Schocher), die uns Mädchen moralisch unterstützte und die Buben humorvoll in Schach hielt. Auch waren die Mädchen die Amazonen der Klasse, berüchtigt für Wissen und Kampfgeist bei den Diskussionen. Zitat Prof. Reiber: „Vor allem konntet ihr dem Einheitsbild einer Klasse entgegenwirken und erreichen, dass uns Professoren nie der Gesprächsstoff über euch ausging.“ Und es begann der Lateinunterricht, für viele eine bittere Kost. Die allerwichtigste Lernbeschäftigung der meisten Mitschüler war das Erlernen des richtigen Jassens. Hermann meinte dazu: „Im Löwen wart ihr häufig, in der Tat, gewesen. Ich sah`s vom Ochsen gleich daneben.“

September 1973: Umzug in das alte Schulgebäude neben der Kirche in Egg. (Damals noch mit Rauchgelegenheit im Kohlenraum) 9 Klassenkameraden verabschiedeten sich, einer kam dazu. 20 Köpfe fanden nun, dass es die alten Kulturen leichter gehabt hatten. „Sie lernten nur die Urgeschicht`, die Neuzeit kannten sie noch nicht.“ Dafür war die Schiwoche am Golm in den alten Hütten des Feldkircher Gymnasiums ein Highlight für uns Schüler/innen und fast ein Anlass für die nächste Disziplinarkonferenz, denn unsere „fast“ Männer verschreckten die Feldkircher Mädchen mit ihren Aktionen (Stripshow?!)

1974-75: Kein Käpplefest, Käpple waren uns zu teuer. „Büffeln“ war angesagt: Dass wir es alle zumindest bis zur schriftlichen Matura schafften, war eine Leistung, da wir uns auch noch mit den Wäldertagen und besonders mit dem Maturaball beschäftigten. Dieser wurde ein großer Erfolg: Der Löwensaal war gesteckt voll und unsere Tanzmuffeln hatten mit uns 4 Mädchen eine tolle Einzugsparade hingelegt. Es war so ein Erfolg, dass sich ein jeder, der sonst knapp bei Kasse, die Maturareise nach Poredc leisten konnte. Leider konnten wir die Weiße Fahne nicht hissen, da Latein und Mathematik doch eine große Hürde darstellten. So weiß ich noch genau, dass einige in eine kleine Vase in der Form eines einschaligen Drehhyperboloids einige Kubikmeter Wasser füllten. Endlich: Valet!

Nun 50 Jahre später:

Eine gesellige Runde mit nur gutgelaunten, abgeklärten, sehr gereiften, aber immer noch spitzbübischen Klassenkameraden trafen sich in Egg im neuen Gymnasium. Nach einer interessanten Schulbesichtigung unter Direktor Ariel Lang, der uns die Schule mit all den Vorzügen, die wir nicht hatten (Theorie in Chemie und Physik, nur 1 Jahr Bio, wenige Instumentalstunden) zeigte, schauten wir zudem alte Fotos an und kamen zum Schluss, dass wir unsere Rente verdient haben, jeder auf seine Weise. Viele Schicksalsschläge haben uns im Wesentlichen nicht verändert, wir sind nach wie vor eine vielfältige Klassengemeinschaft.

So vielseitig die Charaktere in unserer Klasse waren, so vielseitig waren ihre Berufe, spannend und wertvoll:

8 standen im Lehrberuf, 1 Änästhesistin, 1 Redakteur, 2 Bankbeamte, 1 Diplomat, 1 Psychotherapeut, 1 Masseur, 1 Rechtsanwalt, 1 Postmeister, 1 BH-Beamter, 1 Pfleger für Behinderte

„Es war, als ob wir uns erst gestern getroffen hätten!“, meinte Rudolf, und es war ein großes Kompliment für die Organisatoren Wilhelm, Heinz und Christina, die nach dem Besuch des Gymnasiums uns noch im alten Gebäude die Museumsausstellung zeigten, um dann im neuen Postgebäude zum langen Abschluss zu kommen mit viel „Weinen“. 

Wir wünschen allen zukünftigen Maturanten, dass sie ihren Beruf finden, der sie ausfüllt und erfüllt, so dass sie wie wir mit Humor an ihre Gymnasiumzeit zurückdenken können. (Christina mit Hilfe von Heinz und Wilhelm)